Die besten Tipps fürs Wandern am GR20 auf Korsika

Ein rot-weißer Doppelstrich markiert den berühmt-berüchtigten Grande Randonnée 20 auf Korsika. Er gilt als einer der anpruchvollsten Weitwanderwege Europas. Nicht wegen seiner Länge von rund 180km, sondern wegen der circa 12.000 Höhenmeter, die dabei auf teilweise unwegsamen Pfaden durch das „Gebirge im Meer“ erklommen werden müssen. Beginnend in Calenzana im Norden zieht sich der GR20 in 16 Tagesetappen bis Conca im Südosten. Ausgestattet mit bester Trekkinginfrastruktur ist er ein Traum für alle begeisterten und geübten WeitwandererInnen. Wer sich den Traum „einmal im Leben den GR20 gehen“ erfüllen will: weiterlesen.

 

DIE BESTE REISEZEIT

GR20-Korsika-Wandern: Ausblick beim Monte Cinto
GR20-Korsika-Wandern: Ausblick beim Monte Cinto

Die zu Frankreich gehörende Mittelmeerinsel Korsika hat aufgrund ihrer gebirgigen Beschaffenheit unterschiedliche Klimazonen. Während an der Küste mediterranes Klima, d.h. heiße Sommer und milde Winter vorherrschen, sind die korsischen Berge von kontinentalen bis alpinen Klima geprägt. Schneefelder sind auch im Hochsommer noch anzutreffen. Frühestens im April, besser mit Mai wird daher ein Wanderstart am GR20 auf Korsika empfohlen. Im Monat Mai eröffnen auch die meisten Hütten die Saison. Bewirtschaftet sind diese bis Oktober.

Die stärksten Wandermonate sind der Juni und der September, wenn der meiste Schnee geschmolzen und die Hitze tagsüber noch nicht bzw. nicht mehr so hoch ist. Mit plötzlichen Wetterumschwüngen und Schlechtwettertagen ist aber das ganze Jahr über zu rechnen.

Da der Weg im Juni am überfülltesten ist und im September nach der Sommerhitze viele Quellen am Weg bereits versiegt sind und die Landschaft karg ist, ist meine Empfehlung Ende Juni bzw. Anfang Juli den GR20 zu wandern.

 

DIE RICHTUNG: NORD-SÜD ODER SÜD-NORD?

Richtung Refuge Ciutullu di i Mori
Richtung Refuge Ciutullu di i Mori

Nord-Süd oder Süd-Nord, mit oder gegen die Sonne, eher abwärts oder eher aufwärts? – Das sind die Fragen, die du dir vor der Bewanderung des GR20 stellen musst. Die Empfehlungen gehen auseinander. Der typische Verlauf, der auch in den meisten Wanderbüchern beschrieben wird, ist vom Norden in Calenzana bis Conca im Süden (Südosten). Die meisten Höhenmeter und schwierigsten Etappen werden dabei in den ersten Tagen bewältigt. Danach bleibt es durch das stetige Auf und Ab anstrengend, der Wegverlauf führt jedoch tendenziell bergab und der Sonne entgegen.

Der Nachteil den GR20 in Nord-Süd-Richtung zu bewandern ist: der GR20 weist in diese Richtgung die höhere Drop-Out Rate auf. Muskelkater, Kniebeschwerden und Blasen lassen viele WandererInnen bereits am dritten Tag die Weitwanderung in Haut-Asco beenden. Der Vorteil: die schwierigsten Etappen liegen bereits nach wenigen Tagen hinter einem und die körperliche Ermüdung ist auf die Gesamtstrecke betrachtet noch am geringsten.

Der Vorteil, den GR20 in die entgegengesetzte Richtung zu begehen ist: Die Erfolgsquote den gesamten GR20 in Süd-Nord-Richtung zu bewandern, liegt durch den „sanfteren Einstieg“ in die Gegenrichtung angeblich deutlich höher. Zudem wärmt die Sonne den Rücken, was zu kühleren Jahreszeiten als Vorteil ausgelegt werden kann, aber in den Sommermonaten wiederum zu Nachteilen führt. Anstrengende Passagen können in Nord-Süd-Richtung in den Morgenstunden im Schatten bewältigt werden, während diese in Süd-Nord-Richtung bereits der Sonne ausgesetzt sind.

Meine persönliche Empfehung ist wegen der Sommerhitze ab Juni auf alle Fälle die Nord-Süd-Richtung zu nehmen. In den Monaten davor würde ich es von den aktuellen Wetterverhältnissen abhängig machen. Prinzipiell war ich sehr froh die schwierigsten Passagen gleich am Beginn hinter mir zu haben.

 

ANREISE & ABREISE ZUM GR20

GR20-Korsika-Wandern: Bergaussicht
GR20-Korsika-Wandern: Bergaussicht

Anreise nach Calenzana

  • über Fiume Secco: mit dem Zug Bastia – Calvi bis zur Haltestelle U Fiumeseccu Alzeta (GR20) in Fiume Secco und bis Calenzana Auto stoppen (das machen die meisten) oder gehen (rund 9km)
  • über Calvi: mit dem Zug Bastia – Calvi bis nach Calvi fahren und mit dem Sammeltaxi/Bus um 14:30 (Juli bis September, täglich) bzw. um 15:30 (September bis Juli, nur Mo/Di/Do/Fr) bis Calenzana fahren (Preis: 8€, im August 10€ [Stand 2018]) – die Haltestelle ist beim Kreisverkehr rund 3 Minuten vom Bahnhof entfernt; das Ticket ist im Vorfeld im Reisebüro Selectour/Beaux Voyages am Eck zu kaufen;

Abreise von Calenzana

  • nach Calvi: mit dem Sammeltaxi/Bus von Calenzana vom Place de l’Eglise um 15:00 (Juli bis September, täglich) bzw. um 16:00 (September bis Juli, nur Mo/Di/Do/Fr) bis Calvi fahren (Preis: 8€, im August 10€ [Stand 2018]) und weiter mit dem Zug
  • bis Calvi oder Fiume Secco: bis Calvi oder zur Zughaltestelle U Fiumeseccu Alzeta (GR20) stoppen und weiter mit dem Zug

 

Abreise von Conca

  • direkt nach Porto Vecchio: mit dem Minibus von der Herberge/Restaurante La Tonnelle in Conca bis nach Porto Vecchio (8€/Person ab 4 Personen; 10€/15€ wenn weniger Personen; fährt sobald genügend Personen beisammen sind)
  • über Sainte-Lucie de Porto-Vecchio nach Bastia oder Porto Vecchio: bis nach Sainte-Lucie de Porto-Vecchio gehen/stoppen (rund 6km) oder das Sammeltaxi von La Tonnelle um 4€ nehmen. Das Sammeltaxi/Bus fährt laut Angaben um 8:00 und 13:30 für den Bus nach Bastia, um 13:30 für den Bus nach Ajaccio/Porto Vecchio (April bis September).

Anreise nach Conca

  • Der Bus von Porto Vecchio fährt um 8:00 und 13:30 am Garre Routiere weg und hält um 8:20 bzw. 13:55 an der Bar U Culombu in Sainte-Lucie de Porto-Vecchio (Ankunft in Bastia wäre um 11:00 & 16:30). Mit dem schon oben genannten Sammeltaxi, das auf die Ankunft den Bus nach Bastia wartet, geht es von Sainte Lucie de Porto Vecchio nach Conca.
  • Von Bastia fährt der Bus um 8:30 und 16:oo vom Garre Routiere weg und hält an der Bar U Culombu um 11:00 und um 18:30 (Ankunft in Porto Vecchio um 11:30 & 18:50). Mit etwas Wartezeit kann das Sammeltaxi genutzt werden.

TIPP: Alle Infos zu den öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus & Zug) auf Corsica finden sich auf der privaten Website Corsicabus.org!

 

UNTERKUNFT: SCHLAFEN AM GR20

Zeltplatz bei Refuge d’Ortu di u Piobbu
Zeltplatz bei Refuge d’Ortu di u Piobbu

Die Hütten am GR20 sind von Mai bis Oktober bewirtschaftet. Die Hütten sind „reservierungspflichtig“, d.h. wer im Schlafsaal oder in einem von der Hütte angebotenen Zelt schlafen will, sollte das im Vorfeld über die Website von Parc Naturel régional de Corse tun. Unumgänglich ist das allerdings nur in der Hauptsaison, vor allem in den stärksten Wandermonaten Juni und September. Wer mit eigenem Zelt unterwegs ist, benötigt keine Reservierung.

Mehr über die Ausstattung der Hütten und die Kosten gibt es im Beitrag: GR20: Wandern auf Korsika | Etappen & Infos zu Hütten.

 

ESSEN & VERPFLEGUNG AM GR20 + WASSER

Gumpe zum Baden am GR20 auf Korsika
Gumpe zum Baden am GR20 auf Korsika

Der GR20 ist nicht nur einer schönsten Weitwanderwege Europas, einer der beliebtesten, sondern auch einer der best ausgestattesten Fernwanderwege. Die in alten Blogbeiträgen und Artikel beschriebene schlechte Ausstattung der Hütten sind,  meiner Meinung nach, passé. Alle Hütten am Weg sind bewirtschaftet, bieten kleine oder große Speisen an und haben meist ein umfangreiches Lebensmitteldepot. Zudem gibt es oft Kochstellen für SelbstversorgerInnen in der Hütte oder draußen.

In der Hütte essen oder selber kochen: es ist beides möglich. Für SelbstversorgerInnen ist es im Gegensatz zu früher nicht mehr nötig Proviant für die gesamte Strecke einzupacken (außer man geht den GR20 zwischen Oktober und April). Eine Grundversorgung für wenige Tage ist ausreichend. Lebensmittel können am Weg regelmässig aufgestockt werden. Der Rucksack hat somit gleich ein paar Kilo weniger.

Wasser am GR20

Für die einzelnen Tagesetappen sollte schon beim Refuge genügend Wasser mitgenommen werden. Nicht alle Etappen haben Quellen am Weg, um seine Trinkvorräte regelmäßig aufzufüllen. Ab Ende Juni/Anfang Juli beginnen bereits einige Quellen, die in den Wanderbüchern beschrieben sind, zu versiegen (vor allem im Südteil).

Das Wasser bei den Hütten war ohne Probleme trinkbar und musste nicht gefiltert oder gereinigt werden. So lange keine Tiere wie Schweine oder Schafe in der Umgebung waren, trank ich Quellwasser ohne Aufbereitung (ohne Beschwerden zu bekommen).

 

KOSTEN: MITNAHME VON GENÜGEND BARGELD

Ebene am Weg zum Refuge de Manganu
Ebene am Weg zum Refuge de Manganu (Blick zurück)

Wer die gesamte Strecke des GR20 bewandern will, sollte vor dem Start bedenken, genügend Geld abzuheben. Denn es gilt: Nur Bares ist Wahres. Vereinzelt ist es inzwischen möglich mit EC-Karte zu bezahlen. Einen Bankomaten am Weg gibt es jedoch nicht (auch nicht in Vizzavona!). Eine Preisauflistung und eine grobe Kostenkalkulation habe ich im Beitrag: Kosten | Wieviel Geld du mitnehmen solltest zusammengeschrieben.

 

AUSRÜSTUNG: PACKLISTE

GR20-Korsika-Wandern
GR20-Korsika-Wandern

Wie immer beim Weitwandern gilt: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wieviel Gepäck du mitnimmst, hängt davon ab, ob du 1) im Schlafsaal, im Leihzelt oder in deinem eigenen Zelt schlafen willst und 2) dich selbstversorgen oder du dich von den Hütten verpflegen lassen willst. Wetterfeste und warme Kleidung ist in jedem Fall nötig. Denn auch im Sommer kann es in den Bergen zu Kälteeinbrüchen kommen.

Für die Bekleidung empfehle ich: eine gute Hardshell-Jacke gegen Wind und Regen, eine lange Hose und eine kurze Hose, ein kurzes und ein langes Shirt, einen wärmeren Pullover oder Weste, zwei Paar Socken und Unterwäsche.

Das Schuhwerk sollte für unwegsames und gerölliges Gelände geeignet sein. D.h. solide Wanderschuhe/leichte Trekkingschuhe, die ausreichend Halt geben und den Knöchel schützen, sind die beste Wahl. Übertrieben sind hochalpine Bergschuhe, die wegen ihrer Steifigkeit im „leichteren Gelände“ das Gehen erschweren.

Welcher Schlafsack am geeignesten ist, ist abhängig von der Jahreszeit.

 

VORBEREITUNG

GR20-Korsika-Wandern: Beraussicht
GR20-Korsika-Wandern: Beraussicht

Der GR20 ist kein geeigneter Weitwanderweg für EinsteigerInnen und Trekkingneulinge, obwohl dieser eine hervorragende Infrastruktur bietet. Der Grund: alle Etappen sind auf ihre eigene Art und Weise anspruchsvoll und kein „Kinderspaziergang“. Körperliche Belastbarkeit und gute Trittsicherheit sind Voraussetzung und keine Option. Wandererfahrung ist von Vorteil.

 

Du hast einen weiteren Tipp? Ich freu mich über deinen Hinweis in den Kommentaren.

 

NOCH MEHR ÜBER DEN GR20 ERFAHREN

 

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Die Bewanderung des GR20 auf Korsika fand im Zuge einer privaten Reise Ende Juni bis Mitte Juli 2018 statt.

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