[Werbung: Kooperation] Soooooooooooooooo romantisch. Das war mein erster Eindruck von Brügge (und ist es bis heute) als ich die Stadt zum ersten Mal besuchte. Die mittelalterlichen Backsteinhäuser, die Kanäle, die Brücken, das Kopfsteinpflaster – kein Wunder, dass der mittelalterliche Stadtkern im Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben wurde.
Damals war ich im Zuge eines Roadtrips mit Freundinnen angereist, diesmal kam ich allein mit Fahrrad – aber nicht aus Österreich, sondern aus Gent. Flandern Tourismus hatte mich für eine Erkundungstour eingeladen: statt den üblichen Städtetrips machte ich eine ausgiebige Fahrradtour durch Flandern. In Brügge war ein kurzer Zwischenstopp zur Pause und Stadtbesichtigung.
Ich war schon ein wenig spät dran als ich die letzten Meter nach Brügge hineinradelte. Zu spät losgefahren, langsamer gewesen als gedacht – statt meine Gepäcktaschen am Bahnhof einzusperren, beschloss ich alles mitzunehmen. In der TouristInneninformation im Konzertgebäude war Treffpunkt.
Rad abgesperrt, Gepäck in meinen Rucksack umgefüllt, die Menschen sammelten sich schon zum Tourbeginn „Bruges by heart“, was auf Deutsch übersetzt „Herzliches Brügge“ bedeutet. Meine Name wurde aufgerufen und ich fand meine englischsprachig geführte Tourengruppe. Obwohl bis zu 16 Personen pro Gruppe teilnehmen dürfen, starteten wir nur zu dritt. Ein wenig später kamen noch zwei zu spät Gekommene dazu.
Inhalt
INFOS ZUR SIGHTSEEINGTOUR „BRUGES BY HEART / HERZLICHES BRÜGGE“
Die Tour beginnt jeden Samstag in mehreren Sprachen um 14:30 in der TouristInneninformation t´Zand, welche sich im Konzertgebäude im Erdgeschoss befindet. Sie dauert rund 2 Stunden und führt an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten von Brügge vorbei. Für alle, die einen Überblick von Brügge bekommen wollen, oder wie ich nur wenig Zeit in der Stadt zur Verfügung haben und daher auf effizientes Sightseeing angewiesen sind, kann ich die Tour sehr empfehlen.
Die folgenden Stopps und einige mehr gibt es bei der Tour „Bruges by heart/Herzliches Brügge“:
1. DACHTERRASSE DES KONZERTHAUSES
Mit dem Lift geht es sogleich auf die Dachterrasse des Konzerthauses, die einen weitläufigen Blick auf den mittelalterlichen Altstadtkern von Brügge, das gern auch als „Venedig des Nordens“ bezeichnet wird, ermöglicht. Dass die mittelalterliche Altstadt, die im Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben wurde, so prachtvoll und gut erhalten ist, hat sie ihren stetigen wirtschaftlichen Höhen und Tiefen zu verdanken. Früher wichtiger Handelsknotenpunkt Europas, fiel sie tief und wurde zur ärmsten Stadt Belgiens. Dank des jahrhundertelangen Stillstands blieb sie unverändert und wurde als einzigartige Kulturstadt zum flämischen TouristInnen-Mekka. Heutzutage besuchen die nur rund 120.000 EinwohnerInnen zählende Stadt über eine Million (wenn nicht sogar mehrere Millionen) Menschen jährlich.
2. GEBÄUDE AM SANKT JANSHOSPITAAL PARK
Weiter geht zum einem Nebengebäude des Sankt Jansspital im gleichnamigen Park, welches früher ein Krankenhaus geführt von Nonnen und Mönchen war. Das ehemalige Haupthaus des Krankenhauses ist eins der ältesten erhaltenen Krankenhausgebäude und beherbergt heute das Memling-Museum. Dorthin gehen wir aber nicht.
Durch eine hölzerne Tür verschwinden wir ins Innere eines Nebengebäudes, in einen für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereich.
3. BIERPIPELINE DER BRAUEREI DE HALVE MAAN AM WALPLEIN PLATZ
Wir folgen dem Schornstein in der Ferne zur Brauerei De Halve Maan auf dem Walplein Platz, der durch seine zahlreichen, gemütlich aussehenden Lokale als perfekter Ort für eine Mahlzeit erscheint. Ich überlegte später nochmal hierher zurückzukehren. Der Platz gefällt mir, obwohl sich unzählige Menschen darauf tummeln. Einige Bäume wachsen am Platz. Abseits der Lokale stehen Fahrräder. Neben dem recht unscheinbar wirkenden Eingang zur Brauerei De Halve Maan sitzen ältere Frauen und klöppeln öffentlichkeitswirksam feinste Spitze. Klar, dass man diese auch kaufen könnte. Nur noch wenige Frauen beherrschen die aufwendige Handklöppeltechnik.
Im überdachten Durchgang der Brauerei De Halve Maan bleiben wir über der Attraktion schlechthin stehen: ein Glasfenster mit Blick auf die sagenumwobene Bierpipeline.
Die 3 km lange Bierpipeline wurde 2016 nach 4 Jahren Planung und Bauzeit eröffnet. Sie verbindet die sich in der Altstadt befindliche Traditionsbrauerei mit der Abfüllstation außerhalb des Stadtzentrums. Sie ist die kreative Lösung für zu wenig Platz und zu viel Verkehr in der Altstadt von Brügge. Sie wurde übrigens per Crowdfunding mit der Möglichkeit auf lebenslange Bierversorgung finanziert.
4. BEGINENHOF
Ein paar Straßenzüge weiter, spazieren wir über eine Brücke in den riesigen, mit weiß getünchten Häusern umrandeten Hofs des Beginenhofs. Der „Fürstliche Beginenhof Ten Wijngaarde„, der „Beginenhof zum Weingarten“ wurde 1245 gegründet.
Was Beginen sind? Das frage ich mich auch. Beginen waren emanzipierte Frauen im Mittelalter, die sich in „freien“ Gemeinschaften – ohne Gelübde oder Sonstiges – organisierten und zusammenlebten. Mittelalterliche Feministinnen ist meine vereinfachte Zusammenfassung.
Heute wird der Hof von Schwestern des Benediktinerinnenordens bewohnt. Tagsüber ist er für die Besichtigung offen.
5. MINNEWATER BRÜCKE & PARK
Vorbei am Poertoren, einem mittelalterlichen Pulverturm geht es über die Minnewater Brücke. Einer Legende nach sollen alle die ewige Liebe erfahren, wer mit der geliebten Person über die Minnewaterbrücke schreitet. Das Minnewater, welches ein künstlich angelegter See ist, wird mit „See der Liebe“ übersetzt. Der kleine Minnewater Park, neben dem besagtem Minnewarter ist, ist besiedelt von Enten und Schwänen.
6. STOOFSTRAAT & 7. VERSTECKTER HINTERHOF DES SINT-HANSHOSPITAAL
Zurück am Walplein Platz geht es durch die enge Straße Stoofstraat Richtung Liebfrauenkriche. Einen kurzen Halt machen wir im versteckten Hinterhof des Sint-Janshospitaal.
8. LIEBFRAUENKIRCHE
Vorbei an der 115,5 m hohen, gotischen Liebfrauenkirche (Onze-Lieve-Vrouwekerk) geht die Tour weiter. Sie ist das zweithöchste Backsteingebäude der Welt, deren Baubeginn ins frühe 13. Jahrhundert zurückreicht. Ihr berühmtestes Kunstwerk ist die von Michael Angelo geschaffene sitzende Madonna mit Kind. Wir bestaunen sie von außen und erreichen die Bonifacius Brücke.
8. BONIFACIUS BRÜCKE
Der romantischste Platz von Brügge ist die Bonifacius Brücke. Der Arentshof im Blick, alte hochgewachsene Bäume, Kopfsteinpflaster, Backsteinhäuser und der kleine Gracht (Kanal), über den die Brücke führt, daneben die Liebfrauenkirche – es ist wunderschön. Zumindest wenn du von den sich für einen Schnappschuss drängenden TouristInnen auf der Brücke absiehst und natürliche die beständig passierenden Motorboote im Kanal.
Obwohl die Brücke wie tausende Jahre alt erscheint, sie wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut.
9. ROZENHOEDKAAI
Weiter geht es Richtung Rozenhoedkaai, welcher der am meisten fotografierte Platz von Brügge ist. Tausend Menschen tummeln sich auf der Straße, den Brücken und in den Booten. Hier ist viel los.
Ein schnelles Foto und schon verlassen wir eilig den beliebten Platz über den Huidenvettersplein, dem Gerberplatz, und über die Brücke durch die Blinde Ezelstraat zum großzügigen Burgplatz.
10. BURG PLATZ MIT RATHAUS
Am Burg Platz befindet sich das Rathaus von Brügge.
11. GROTE MARKT MIT BELFORT (BELFRIED)
Am Grote Markt, einem beliebten und belebten Marktplatz mit Restaurants und Lokalen ist die Tour zu Ende. Der Belfried mit seinen 83 Metern Höhe ragt vor uns auf. Er ist der bedeutendste Turm von Brügge. 366 Stufen führen auf seinen Turm, der BesucherInnen wegen dem angeblich atemberaubendem Panorama, dem Glockenspiel und dem Turmuhrwerk nach oben lockt.
Das und noch viele weitere Details beinhaltete die Tour „Bruges by heart/Herzliches Brügge“. Sie gibt in der kurzen Zeit von 2 Stunden einen guten grundlegenden Überblick über alle Sehenswürdigkeiten. Genauer geht natürlich immer. Dafür ist aber deutlich mehr Zeit einzuplanen. Zeit um allein herumzuspazieren, Kirchen oder Museen von innen zu besichtigen oder eine Bootstour durch die schmalen Grachten von Brügge zu unternehmen, hatte ich nicht.
Denn für mich hieß es Essen und anschließend in Anlehnung an das Filmdrama von 2008 mit dem Schauspieler Colin Farrell „Brügge sehen und sterben“:
BRÜGGE SEHEN… UND WEITERRADELN
Meine Radtour führte mich nach meinen Kurzbesuch in Brügge weiter bis nach Ostende an der Nordsee zu einem der schönsten Sonnenuntergänge, die ich seit langem gesehen habe.
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Mein Flandern Besuch fand vom 11. bis 14. August 2017 auf Einladung von Flandern-Tourismus statt. Die Einladung inkludierte alle Transportkosten, die Unterkunft, die Verpflegung sowie sämtliche Unternehmungen. Es wurden keine Vorgaben gemacht und kein Honorar bezahlt. Danke!/Bedanken!/Merci.